Buch: Randonée – David Misch

Vor fast genau einem Jahr, erreichte uns eine sympathische E-Mail von Claudia Misch "Mein Gatte hat ein autobiographisches Buch über seine Erlebnisse im Ultracycling geschrieben … ehrliche Passagen über den Umgang mit Rückschlägen, Scheitern und Selbstzweifeln … auf seinem Weg zum großen Ziel, dem Race Across America" das klang erstmal interessant. Da ich keine Bücher vorstelle, die ich nicht gelesen habe, erfragte ich ein Rezensionsexemplar. David meldete sich daraufhin selbst. Er würde mir nun eines seiner Beleg-Exemplare schicken. Dies möge bitte nicht "in der Versenkung verschwinden", man könne im Nischensport ja schon froh sein, überhaupt verlegt zu werden… here we go!

Ich habe das Buch im letzten Winter, abends wirklich gern gelesen. Randonnée ist eine Mischung aus Nacherzählung und Tagebucheinträgen oder Textfragmenten, die er zu seiner aktiven Zeit verfasst hat. David Misch ist sicher nicht der nächste große Stern am Literatur Himmel, er schreibt wie er denkt und genau das ist die Stärke des Buches. Er gewährt einen sehr persönlichen Einblick in die Ultrabewerbe und sein Leben zwischen "Kilometermachen", Studium und Familie.

Das Vorwort hat sein langjähriger Trainingskollege und Freund Christoph Strasser geschrieben. Das Buch ist zahlreich bebildert und ich wage zu behaupten, dass es sich sogar zu lesen lohnt, auch wenn man null Interesse daran hat, zukünftig mehr als 100 Kilometer Fahrrad zu fahren. Für all diejenigen, die 2018 in der Langdistanz noch was abreissen wollen, oder einfach bock auf Suffering von der Couch aus haben, ist Randonnée die Leseempfehlung für die "Offseason".

Ich fühle mich, als hätte ich 40 Grad Fieber und würde gezwungen so in der Sauna zu sitzen. Mein Garmin zeigt 49 Grad Außentemperatur an, für mich fühlt es sich noch viel heißer an. Es muss der Wind sein, der mir wie ein heißer Föhn ins Gesicht bläst, man bekommt regelrechte Beklemmungszustände. Ich trinke ständig, aber meine Kehle ist trocken […] Es ist kein Tropfen Schweiß auf meinen Armen zu sehen, das Trikot ist staubtrocken.

Ich führe einen inneren Kampf, schon seit mehreren Stunden. Weiterfahren – es geht nicht mehr. Es muss irgendwie gehen – nein, ich muss stehenbleiben. Denk an etwas anderes, konzentriere dich nicht auf die Sonne […] Ich verliere den Kampf gegen die Hitze, mein Fokus geht verloren, ich kann mein Tempo nicht halten. Gerald Bauer zieht vorbei, wir plaudern kurz und er muntert mich auf. Er will seiner Freundin einen Heiratsantrag machen, hat den Ring bei sich. Ich freue mich für die beiden. Er überholt mühelos und ich bin wieder mit mir selbst alleine.

Ich war seit acht Tagen nicht mehr auf dem Rad. Ich kann kann auch seit 8 Tagen nicht in den spiegel schauen, fühle mich wie ein absoluter Versager. Aufgabe nach lächerlichen 300 Kilometern, das ist die Bilanz von 5 Monaten Vorbereitung. Fünf Monate in denen ich ungefähr 13000 KM auf dem Rad war, keinen Alkohol angerührt habe, und alles auf den Sport ausgerichtet war. Ich muss wohl einsehen ich habe nicht den Kopf eines Profisportlers und werde ihn auch nie haben!

Wer einen Blick in das Buch werfen möchte, kann das gerne nach der diesjährigen "auf zum Ahrberg" Tour am 2. Dezember machen. Wie schon im letzten Jahr, endet die Ausfahrt im Raum für Fahrradkultur bei einer Minestrone oder Kaffee zum Aufwärmen und Kaltgetränken zum Runterkommen.

„Randonnée. Zweifeln. Losfahren. Ankommen. Ein Ultracycling Tagebuch.“

Gewicht: 665g
Seitenzahl: 256
Egoth-Verlag
ISBN 978-3-902480-41-5

http://egoth.at/misch

Auf zum Ahrberg #5, 2. Dezember 2017
http://fb.com/events/912283998936928

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